BUND-Regionalverband Westharz

Pressemitteilung 29.09.2017

BUND: Skiprojekt Schierke weder zeitgemäß noch genehmigungsfähig

Drittes Gutachten weicht von verbindlichen Methoden ab

Wernigerode / Magdeburg: Die Auseinandersetzung um das in Schierke im Harz geplante Wintersportprojekt mit Skipiste, Schneekanonen und Seilbahn geht weiter. Das „Dritte Gutachten“ wurde nicht nach den für alle geltenden verbindlichen Methoden erstellt. Bei dem Bau würde wertvoller Moorwald zerstört werden. Beides ist für den BUND nicht hinnehmbar. Der Verband erwägt gegebenenfalls rechtliche Schritte.

Vor diesem Hintergrund hat sich Prof. Hubert Weiger, Bundesvorsitzender des BUND, und der Landesvorsitzende Ralf Meyer über den aktuellen Stand vor Ort informiert. In einem Pressegespräch am 29.9.2017 erläuterten sie in Wernigerode, warum dieses Projekt auch vor dem Hintergrund des dritten Gutachtens weder zeitgemäß noch zukunftsfähig und aus naturschutzfachlicher Sicht nicht genehmigungsfähig sei.

„Angesichts steigender Temperaturen werden Skigebiete in einer Art Torschlusspanik und nach dem Prinzip Hoffnung aufgerüstet“, kritisierte Prof. Dr. Hubert Weiger, die aktuellen Planungen für das Skiprojekt Schierke. „Moor- und Klimaschutz bleiben dabei auf der Strecke.“ Aus gutem Grund habe sich die Kenia-Koalition im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, dem Moor- und Klimaschutz in unserem Land besondere Beachtung zu schenken. Gerade intakte Moore seien wichtige Kohlenstoffspeicher und tragen zum Klimaschutz bei. Der werde aber mit der Zerstörung des Moorwaldes weiter vorangetrieben, was vor dem Hintergrund, Wintersport touristisch zu vermarkten, besonders absurd anmute.

„Der Umfang der geplanten Eingriffe des Schierke-Projekts in den Natur- und Wasserhaushalt sprengt aus Sicht des BUND Sachsen-Anhalt alle Dimensionen eines vernünftigen, zukunftsorientierten Harztourismus“, ergänzt Landesvorsitzender Ralf Meyer. Daran habe auch das sogenannte „Dritte Gutachten“ nichts geändert. „Der Eindruck drängt sich auf, dass das vom Verkehrsministerium in Auftrag gegebene Gutachten, einen politischen Hintergrund hat. Die ansonsten verbindliche Kartiermethodik wurde geändert, so konnte der Anteil streng geschützter Lebensräume erheblich kleingerechnet werden.“ Das Vorhaben „Skigebiet Schierke“ werde damit in unzulässiger Weise privilegiert.

Ein Abweichen von der für alle verbindlichen Kartieranleitung der zuständigen Landesfachbehörde (LAU) sei für den BUND nicht akzeptabel. Trotz der Kleinrechnerei wurden die Kartierungen des LAU bestätigt, die im Gebiet streng geschützten Moorwald dokumentierten, dessen Beeinträchtigung oder gar Vernichtung verboten sei. Das Land Sachsen-Anhalt sei gesetzlich verpflichtet, diese seltenen und streng geschützten Lebensräume zu erhalten und zu entwickeln. Durch den Tausch würden diese wertvollen Flächen zerstört werden, das konterkariere die vorgeschriebenen Naturschutzziele. Aus Sicht des BUND sei deshalb das Bauprojekt nicht umsetzbar.

„Der BUND Sachsen-Anhalt hat die volle Rückendeckung des BUND-Bundesverbandes. Wir werden diese Lebensräume schützen und verteidigen, wenn nötig auch mit juristischen Mitteln“, sagt Weiger, der aber betont: „Dem BUND geht es nicht um die Verhinderung von Investitionen. Nur diese müssen in den Naturtourismus fließen, darin liegt die Zukunft.“ An Gesprächen und Runden Tischen über solche zukunftsfähigen Alternativen werde man sich aktiv beteiligen, so Weiger und Meyer abschließend.

Massive Zerstörungen am Wurmberg auf Kosten von Natur und Steuerzahlern - bald auch bei Schierke?

Goslar/Braunlage. Die Arbeitsgemeinschaft der Umweltverbände des Landkreises Goslar (AGGU) kritisiert die maßlosen und völlig überzogenen Wintersportplanungen auf dem Wurmberg bei Braunlage im Oberharz. Die baulichen Maßnahmen mit Investitionen von weit über 10 Millionen Euro werden auf Kosten der Natur und z.T.  auch auf Kosten der Steuerzahler durchgezogen. Hinzu kommen noch die jährlichen Folgekosten. Doch Natur und Landschaft sind die Grundlagen des Harztourismus. Wer dieses Kapital verschandelt, zerstört letztlich auch die Grundlagen des Harztourismus, so die Naturschutz­verbände in ihrer gemeinsamen Stellungnahme.

Die unterzeichnenden Umweltverbände des Kreises Goslar belegen ihre Position anhand der Wurmberg-Entwicklung in den vergangenen Jahren. In den 1990er Jahren war ursprünglich sogar einmal vorgesehen, den Wurmberg aufgrund seiner schutzwürdigen Wälder in den Nati­onalpark Harz aufzunehmen. Dies wurde seinerzeit mit dem Hinweis, die Wurmbergkuppe ste­he bereits unter Naturschutz und eine doppelte Unterschutzstellung sei unnötig, ver­worfen. 2005 wurde von der Wurmberg-Seilbahngesellschaft im Natur­schutzgebiet eine illegale Monsterrollerstrecke gebaut, die erst nach einer Anzeige von Umweltverbänden der zuständigen Naturschutzbehörde bekannt wurde und dann von der Goslarer Kreistagsmehrheit nachträglich genehmigt worden ist. Von dieser Kreistagsmehrheit aus CDU, FDP und SPD wurde dann 2006 auch gleich das Naturschutzgebiet auf der Wurmbergkuppe so stark verkleinert, dass es nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Der jetzt noch bestehende  Landschaftsschutz wurde später nochmals aufge­weicht, indem durch eine neue Verordnung das bisherige strikte Bauverbot in ein Verbot der „massiven Bebauung" umgewandelt wurde, d.h. eine Bebauung war nun grundsätzlich möglich. Infolge der Millioneninvestitionen wurden nicht nur großflächigeWälder am Wurmberg abgeholzt, es wurde auch noch das Was­serschutzgebiet Wurmberg angegriffen und durch die Wasserentnahme für Schneekanonen aus der Warmen Bode ist das nächste Naturschutzgebiet bedroht. Die Zahlen sprechen für sich: Am Wurmberg wurden 16,2 ha Wald für neue Pisten gefällt, für den Schneekanonenbetrieb wurde auf der Wurmbergkuppe ein 5000 Quadratmeter großer Beschneiungsteich gebaut, mit dessen Wasser jährlich 80.000 Kubikmeter Kunstschnee produziert werden sollen, und der Neubau von 600 Parkplätzen verschlang weitere Naturflächen. Die Niedersächsischen Landesforsten als wichtigster Grundeigentümer des Waldes am Wurmberg verdienen an diesen Natureingriffen nicht schlecht und sind sogar am Umsatz der Seilbahn und des Sessellifts der Wurmbergseilbahn GmbH & Co. KG beteiligt.

Der Harz, der mit naturnahem Tourismus wirbt, macht sich mit dieser gigantomanischen Naturzerstörung des harten Tourismus mitten im Naturpark Harz und im Grünen Band nahe der Grenze zum Nationalpark Harz unglaubwürdig. Zudem ist die Planung auf Sand gebaut, denn in den Zeiten des Klimawandels ist es höchst unsicher, ob hier nicht eine riesige Fehlinvestition entstehen wird.  Letztlich dürfen die Steuerzahler diese großflächige Natur- und Landschaftszerstörung für die Geschäftsinteressen einer Minderheit auch noch mit Millionenbeträgen bezahlen und jährlich bezuschussen. 

Die Zukunft des Harztourismus liegt in der Stärkung des Tourismus in der Fläche in allen Harzgemeinden und mit allen Gastgebern, denn dort werden die Arbeitsplätze gesichert, aber nicht in überzogenen Megaplanungen nur in einer einzigen Stadt. 

Naturschutzverbände protestieren gegen verfrühte Waldrodungen am
Wurmberg hinter dem Rücken der Öffentlichkeit


Braunlage. Die Naturschutzverbände BUND, NABU, LBU und NaturFreunde des Landkreises Goslar protestieren gegen die am Montag begonnenen Waldrodungen des Niedersächsischen Forstamts Bad Lauterberg am Wurmberger Kaffeehorst, siehe Fotos des BUND. Hier sollen offenbar hinter dem Rücken der Öffentlichkeit Fakten geschaffen werden, noch bevor die rechtlichen Verfahren abgeschlossen sind, so die Verbände. Sogar die Zufahrtsstraße wurde gesperrt.

Dieses Vorgehen ist kein guter Stil und rechtlich höchst fragwürdig, denn weder ist der Ratsbeschluss der Stadt Braunlage zum Bebauungsplan ausgelegt worden noch ist die Umweltverträglichkeitsprüfung abgeschlossen - es liegt noch nicht einmal das Protokoll des Erörterungstermins zur UVP vor! Auch über dem Termin wurde die Öffentlichkeit offenbar getäuscht, denn es wurde stets von einem Beginn der Arbeiten am 3. September gesprochen. Die Heimlichkeit des Vorgehens des Forstamtes, das offenbar mit dem Landkreis Goslar abgestimmt wurde, lässt nicht Gutes ahnen, so die Verbände. Der BUND lässt derzeit die Rechtslage durch einen Juristen prüfen.

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BUND: Skiprojekt Schierke weder zeitgemäß noch genehmigungsfähig

Drittes Gutachten weicht von verbindlichen Methoden ab

Wernigerode / Magdeburg: Die Auseinandersetzung um das in Schierke im Harz geplante Wintersportprojekt mit Skipiste, Schneekanonen und Seilbahn geht weiter. Das „Dritte Gutachten“ wurde nicht nach den für alle geltenden verbindlichen Methoden erstellt. Bei dem Bau würde wertvoller Moorwald zerstört werden. Beides ist für den BUND nicht hinnehmbar. Der Verband erwägt gegebenenfalls rechtliche Schritte.

Vor diesem Hintergrund hat sich Prof. Hubert Weiger, Bundesvorsitzender des BUND, und der Landesvorsitzende Ralf Meyer über den aktuellen Stand vor Ort informiert. In einem Pressegespräch am 29.9.2017 erläuterten sie in Wernigerode, warum dieses Projekt auch vor dem Hintergrund des dritten Gutachtens weder zeitgemäß noch zukunftsfähig und aus naturschutzfachlicher Sicht nicht genehmigungsfähig sei.

„Angesichts steigender Temperaturen werden Skigebiete in einer Art Torschlusspanik und nach dem Prinzip Hoffnung aufgerüstet“, kritisierte Prof. Dr. Hubert Weiger, die aktuellen Planungen für das Skiprojekt Schierke. „Moor- und Klimaschutz bleiben dabei auf der Strecke.“ Aus gutem Grund habe sich die Kenia-Koalition im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, dem Moor- und Klimaschutz in unserem Land besondere Beachtung zu schenken. Gerade intakte Moore seien wichtige Kohlenstoffspeicher und tragen zum Klimaschutz bei. Der werde aber mit der Zerstörung des Moorwaldes weiter vorangetrieben, was vor dem Hintergrund, Wintersport touristisch zu vermarkten, besonders absurd anmute.

„Der Umfang der geplanten Eingriffe des Schierke-Projekts in den Natur- und Wasserhaushalt sprengt aus Sicht des BUND Sachsen-Anhalt alle Dimensionen eines vernünftigen, zukunftsorientierten Harztourismus“, ergänzt Landesvorsitzender Ralf Meyer. Daran habe auch das sogenannte „Dritte Gutachten“ nichts geändert. „Der Eindruck drängt sich auf, dass das vom Verkehrsministerium in Auftrag gegebene Gutachten, einen politischen Hintergrund hat. Die ansonsten verbindliche Kartiermethodik wurde geändert, so konnte der Anteil streng geschützter Lebensräume erheblich kleingerechnet werden.“ Das Vorhaben „Skigebiet Schierke“ werde damit in unzulässiger Weise privilegiert.

Ein Abweichen von der für alle verbindlichen Kartieranleitung der zuständigen Landesfachbehörde (LAU) sei für den BUND nicht akzeptabel. Trotz der Kleinrechnerei wurden die Kartierungen des LAU bestätigt, die im Gebiet streng geschützten Moorwald dokumentierten, dessen Beeinträchtigung oder gar Vernichtung verboten sei. Das Land Sachsen-Anhalt sei gesetzlich verpflichtet, diese seltenen und streng geschützten Lebensräume zu erhalten und zu entwickeln. Durch den Tausch würden diese wertvollen Flächen zerstört werden, das konterkariere die vorgeschriebenen Naturschutzziele. Aus Sicht des BUND sei deshalb das Bauprojekt nicht umsetzbar.

„Der BUND Sachsen-Anhalt hat die volle Rückendeckung des BUND-Bundesverbandes. Wir werden diese Lebensräume schützen und verteidigen, wenn nötig auch mit juristischen Mitteln“, sagt Weiger, der aber betont: „Dem BUND geht es nicht um die Verhinderung von Investitionen. Nur diese müssen in den Naturtourismus fließen, darin liegt die Zukunft.“ An Gesprächen und Runden Tischen über solche zukunftsfähigen Alternativen werde man sich aktiv beteiligen, so Weiger und Meyer abschließend.