BUND-Regionalverband Westharz

Umweltverbände warnen vor neuen Talsperren im Harz

G E M E I N S A M E  P R E S S E M I T T E I L U N G

BUND Landesverband Niedersachsen e. V.
NABU Landesverband Niedersachsen e.V.
Niedersächsischer Heimatbund e.V.

14. Dezember 2017

‚Wir wollen den Ausbau bestehender und die Planung neuer Talsperren und Rückhaltebecken vorantreiben, vor allem im und am Harz.‘ So liest es sich im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung von SPD und CDU in Hannover. Dagegen regt sich Protest. „Talsperren sind technischer Hochwasserschutz im Stil der 1970er Jahre und überholt“, so die einhellige Einschätzung der Umweltverbände BUND, NABU und Niedersächsischer Heimatbund.

„Die jüngsten Hochwässer mit ihrer flächenhaften Wirkung und schwer einschätzbaren lokalen Dynamik haben gerade wieder gezeigt, dass es wirkungsvoller ist, die Renaturierung der Fließgewässer, das Freihalten der Flussauen von Bebauung und die Ausweisung von weiteren Retentionsflächen im Bereich der niedersächsischen Flüsse voranzutreiben“, so Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender. Die Harzwasserwerke GmbH hat in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Wasserlieferverträge geschlossen und damit zugleich auch ökologisch sinnvolle Grundwasserwerke verdrängt. Daher stecken hinter der Forderung nach neuen Talsperren offensichtlich eher marktwirtschaftliche Interessen der Harzwasserwerke als gemeinwohlorientierte Überlegungen. „Hier zeigen sich nun die negativen Folgen des Verkaufs der Harzwasserwerke durch die seinerzeitige Landesregierung“, so Dr. Holger Buschmann.

Welche Täler sollen geopfert werden? Der Koalitionsvertrag nennt keine Details, aber nach den örtlichen Gegebenheiten dürfte es den Harzwasserwerken um den Ausbau der Grane- und der Innerste-Talsperre bei Langelsheim sowie – wie auch schon öffentlich diskutiert – um eine Neuaufnahme der in den 80er Jahren gescheiterten Sieber-Talsperrenplanung gehen. Offensichtlich planen die Harzwasserwerke hier vollständig hinter dem Rücken der Öffentlichkeit. „Diese Vorhaben wären ein völlig falsches Signal der Wasserpolitik in Niedersachsen“, so Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler, Landesgeschäftsführer des BUND Niedersachsen. „Vor allem das geschützte Siebertal ist einzigartig mit seiner unberührten Bergnatur. Allein der Gedanke, dort eine Talsperre zu errichten, wäre eine Kriegserklärung an den Naturschutz im Harz.“

Talsperren zerstören nicht nur ganze Harztäler mit ihren Lebensräumen, sondern zerschneiden die natürlichen Fließgewässer und Wanderwege von Fischen und vielen anderen wassergebundenen Lebewesen. Sie tragen auf diese Weise zum Artensterben bei, denn künstliche Talsperren sind nur für wenige Arten ein geeigneter neuer Lebensraum. „Die Umweltverbände fordern die Landesregierung auf, von Plänen für neue Talsperren im Harz abzusehen“, resümiert Dr. Ronald Olomski vom Niedersächsischen Heimatbund für die drei Umweltverbände.

Hintergrund zur Harzwasserwerke GmbH
Bis 1996 waren die Harzwasserwerke eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit dem Land Niedersachsen als alleiniger Eigentümer. Unter Ministerpräsident Gerhard Schröder wurden sie privatisiert und an ein Konsortium aus Energieversorgern und Kunden der Harzwasserwerke verkauft, darunter die Stadtwerke aus Hannover, Göttingen, Hildesheim und Wolfsburg, verschiedene kommunale Versorger sowie die Avacon AG, die Hamburger Wasserwerke und die EWE AG.

Pressekontakt 
Dr. Tonja Mannstedt, BUND Landesverband Niedersachsen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel. (0511) 965 69 – 31, tonja.mannstedt@nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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Harzwasserkrise?

Wege und Irrwege der Wassergewinnung im Harz und in Niedersachsen

Kurt Binneweis · Harzwasserkrise?

Titelbild: Blick in eine Wasserpipeline beim Bau der Fernwasserleitung an der Granetalsperre (1972)

4. ergänzte Auflage 1984
Digitale Neubearbeitung 2019

Harzwasserkrise?