Bodenschutz im Landkreis Goslar - Sachstand und Forderungen
Die Böden des Kreises Goslar sind teilweise hoch belastet.
Das Bundes- und Landesbodenschutzrecht hat für den Harz mit seinen hohen bergbaulichen Arsen- und Schwermetallbelastungen erhebliche Auswirkungen.
Eine kurze Einführung in die Materie gibt der Landkreis Goslar hier.
Hintergründe zur Belastungssituation des Harzes
Der Harz ist eines der ältesten Industriegebiete Mitteleuropas. Durch den Metallerzbergbau und das mit diesem verknüpfte Hüttenwesen sind im Harz sowie im weiteren Harzvorland außerordentliche Umweltbelastungen durch Arsen und Schwermetalle entstanden.
Im engeren Harzgebiet und seinem unmittelbaren Vorland sind die Oberböden durch die Emissionen der Metallhütten stark mit den Elementen Arsen, Blei, Cadmium, Zink, Thallium u.a. angereichert; im Harzvorland sind die Flussgebiete von Oker, Innerste, Leine und Aller infolge fluviatiler Verfrachtung von Haldenmaterial und Schwebstoffen vorwiegend mit Blei, Cadmium, Zink und Kupfer belastet; dies betrifft die Oberflächengewässer, Fluss- und Auensedimente sowie Grundwässer. Aus dem Westharz stammende Kontaminationen sind noch in den Sedimenten der Weser und im Bremer Hafenschlick sowie in der Nordsee feststellbar!
Seit die das Harzgebirge durchziehenden Blei-Zink-Kupfer-Erzgänge im Erosionsniveau erscheinen, d.h. seit der Oberkreide bzw. dem Tertiär, werden natürliche Schwermetallgehalte durch die Flüsse in das Gebiet des Harzvorlandes transportiert. Eine die menschliche Nutzung von Wasser und Boden in erheblicher Weise beeinträchtigende Größe erreichten diese Schwermetallkontaminationen jedoch erst, seit im Harz Erzbergbau umging, d.h. seit über 3000 Jahren.
Der seit dieser Zeit mit Unterbrechungen aufblühende Wirtschaftszweig Bergbau produzierte neben den nutzbaren Metallen auch große Mengen schwermetallhaltigen Bergematerials, z.B. Pochsande und -schlämme der Erzaufbereitungen. Diese Nebenprodukte wurden oberflächig deponiert. Die höchste Konzentration solcher Halden im Westharz zeigt das Einzugsgebiet des oberen Innerstetales zwischen Clausthal-Zellerfeld und Lautenthal im Landkreis Goslar.
Durch fluviatilen Transport gerieten und geraten auch heute noch Schwermetalle in wässriger Lösung und gebunden an Schwebstoffe bzw. als Pochsand in das Harzvorland, wo sie erheblichen wirtschaftlichen Schaden anrichten können. Dieses Phänomen fand bereits früh Erwähnung infolge von landwirtschaftlichen Mindererträgen oder Viehsterben, z.B. bei Gatterer (1786), der schrieb, die Innerste sei "in Absicht des von ihr genommenen Aufschlagwassers der nützlichste und benutzteste Harzfluß, allein der aus den Puchwerken sehr häufig mit fortgeführte feine Puchsand macht bey den Ueberschwemmungen die Felder und Wiesen sehr unfruchtbar, und ist dem Vieh tödlich, muß daher mit vieler Mühe davon geschafft werden." Aus diesem Grunde wurde die Innerste unterhalb von Langelsheim später eingedeicht.
Seit 1952 wurden vom Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung Untersuchungen der Schwermetallverteilung in Gesteinen, Böden und Gewässern des Westharzes durchgeführt. In den obersten Bodenhorizonten großer Teile des Westharzes befindet sich eine Blei-Anreicherungszone mit Gehalten bis zu 5.000 mg/kg Pb, deren Entstehung auf die Zufuhr durch Rauchgase der seit Jahrhunderten im Harz arbeitenden Hütten zurückführt wird.
Nowak & Preul (1971) publizierten die Ergebnisse hydrochemischer Untersuchungen und beschrieben, dass sich von den anthropogenen Beeinflussungen der Montanwirtschaft des Harzes in erster Linie die Halden bemerkbar machen. Fluviatil ist Haldenmaterial in so großem Umfang transportiert und umgelagert worden, dass es stellenweise einen wesentlichen Bestandteil der Talauensedimente bildet und örtlich fast zu Sekundärlagerstätten angereichert ist! Bedeutende Metallmengen werden auch heute noch durch Fließgewässertransport in das Harzvorland transportiert. Hierdurch entsteht ebenfalls eine erhebliche Belastung der Grundwässer des nordwestlichen Harzvorlandes, welche mit den Flusswässern kommunizieren.
Am Beispiel der Blei- und Zinkgehalte der Innerste-Talauensedimente kann eindrucksvoll demonstriert werden, welche Dimensionen der Belastung dieser Fluss ertragen muss (nach Nowak & Preul 1971):
Speziell die Böden des Nordharzes und die den Harz verlassenden Flussauen sind stark mit Schwermetallen belastet, wie die LUFA Hameln belegt hat.
Besonders bedrohlich für die menschliche Gesundheit ist die Arsen- und Schwermetallbelastung in Oker-Harlingerode, die von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden seit langem moniert wird. Bereits 1978 gründete sich in Oker eine "Interessengemeinschaft der Immissionsgeschädigten". 1980 stellte das Bundesgesundheitsamt im Hüttengebiet Blutbleibelastungen bei Kindern aus Oker fest.
Bisherige Aktivitäten zum Bodenschutz im Landkreis Goslar
Die Bodenbelastungen des Kreisgebietes Goslar wurden – insbesondere seitdem das Bodenschutzrecht zu greifen begann – von der Kreisverwaltung Goslar bzw. in deren Auftrag weiter untersucht und die Daten in einem GIS-gestützten Bodeninformationssystem zusammengeführt. Die vom Gesetzgeber erstmals vorgegebenen Vorsorge- und Prüfwerte werden im Harz häufig weit überschritten. Besonders stark belastete Städte und Gemeinden sind Clausthal-Zellerfeld, Goslar-Oker, Langelsheim, Lautenthal, Sankt Andreasberg und Wildemann. Die vorhandenen Belastungen können nur noch mit extrem hohem Aufwand entfernt werden, zumeist in das jedoch praktisch gar nicht mehr möglich.
Der Landkreis Goslar hat im August 2000 eine Allgemeinverfügung zum Bodenmanagement im Kreisgebiet erlassen. Damit wurden die erforderlichen Maßnahmen des Bodenschutzes nach einheitlichen Maßstäben festgesetzt und aufeinander abgestimmt.
Dem Landkreis Goslar sind jedoch bisher nur sehr eingeschränkte Arbeiten möglich, weil die politischen Rahmenbedingungen eng und die Finanzmittel knapp sind. Niemand möchte allzu laut über die z.T. extrem hohen Belastungen reden, um dem touristischen und Wirtschaftsstandort Goslar nicht zu schaden.